Weiter geht´s! Tamiami Trail & mehr!
- metzgabriele
- 19. März
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. März

Seit meinem letzten Blog haben wir viel erlebt.
Wir verbrachten nochmals einige Tage am Campground des Lake Monument, den wir schon 2024 besucht haben und trafen nochmals Andrea. Ihr erinnert euch, die Volontärin, die uns mit Feuerholz versorgt und mit dem Thema "Waffe" zur Sicherheit während einer Wanderung ins Outback konfrontiert hat ;) Nun, Andrea ist immer für Überraschungen zu haben. So hat sie mich diesmal kurzerhand zum Yoga entführt. Eigentlich für Freiwillige und National Park Service Staff angeboten, aber wie es in den Everglades so ist, wurde ich mit offenen Armen als Gast aufgenommen. Nachdem Andrea mich abgeholt hatte und wir 18 Meilen gefahren waren, um an den Ort des Geschehens zu gelangen. Naiv wie ich manchmal bin hatte ich gedacht, die Einheit fände "gleich da drüben" (so hatte Andrea es beschrieben) am Campground statt, weswegen ich für einen Moment ganz schön überfordert war - saß ich doch gerade beim Verfassen des letzten Blogbeitrages und war ich keineswegs Yoga gemäß gekleidet, als Andrea mit ihrem Nobelhobel vor unserer Tür stand :D

Ja, die Menschen in den Everglades sind freundlich, locker, gesellig und tiefenentspannt :) Ein echter Genuss!
Abschied nehmen ist da immer schwer :( Am Vorabend unserer Anreise zu unserem nächsten Ziel marschierten wir nochmals um den See. Andrea ließ es sich nicht nehmen, uns nochmals zu besuchen und holte uns mit ihrem Golfwagen ein. Und dann wurden wir gemeinsam Zeuge und Zeuginnen eines seltsamen Himmelsereignisses, das uns zum gemeinsamen Staunen brachte!

Wie wir in Erfahrung bringen konnten, handelte es sich dabei tatsächlich um eine der berühmten, wahnsinnig wichtigen Elon Musk Mars-Mission-Raketen, die sich rasch nach dem Start in ihre Einzelteile zerlegte und deren Trümmer unkontrolliert direkt über unsere Köpfe hinweg irgendwo zwischen Florida und den Bahamas abstürzten :(
Ich muss euch sagen, mich begeistert das überhaupt nicht! Ehrlich, auch Elon täte besser daran, sein Geld in die Erhaltung unseres schönen Planeten zu investieren, anstatt es einfach in die Luft zu jagen.
Am nächsten Morgen also tatsächlich Abschied nehmen! Wir fuhren den Tamiami Trail ein Stück nach Westen, um dem Collier Seminole State Park einen Besuch abzustatten. Wie ihr mittlerweile bestimmt wisst, liebe ich die Everglades über (fast) alles. Ich bin gespannt, ob der Westen der USA das toppen kann ;) . Ich kann mich in Florida betreffend Flora und Fauna schon mit (ein paar) Einheimischen messen, hab ich mich doch fleißig mit entsprechender Literatur eingedeckt, die ich mir (fast) jeden Abend zu Gemüte führe. So bin ich auch auf dieses Buch gestoßen, das ich nicht nur ein mal verschlungen habe.

Warum?
Weil diese Straße die erste war, die die Städte Miami an der Ostküste Floridas und Tampa an der Westküste verband - daher der Name TaMiami (Tampa-Miami), und die Errichtung dieser Straße ziemlich faszinierend ist.
Zuvor mussten zum Transport von Mensch und Ware von der einen auf die jeweils andere Seite die weitläufigen Inseln aus Mangroven im Süden umfahren werden. Und das dauerte mitunter Wochen! Die Idee, die beiden Städte mit einer Straße zu verbinden wurde 1895 von J.F. Jaudon, einem Businessman (logo) in Miami geboren. Eine Verbindung an der Westküste von Tampa im Norden nach Naples/Marco Island im Süden war verhältnismäßig schnell geschaffen.

Mit der Verwirklichung der Straße von West nach Ost wurde aber ein Baukunst-Terrain der Königsklasse betreten! Die Region bestand ausschließlich aus Sumpf UND, wie sich herausstellte, aus Kalkgestein unter Wasser. Vertraglich wurde fest gehalten, dass jedes angrenzende County (vergleichbar mit Österreichs Bezirken) selbst Fundraising für den in seinem Gebiet liegenden Teil der Straße zu betreiben habe. Da ging dem Einen oder Anderen schon mal das Geld aus.
Für die Strecke quer durch die "Swamps", also Sümpfe, mit steinigem Untergrund fand sich schließlich ein weiterer Businessmann: Barron Collier. Er versprach, das Geld zur Verfügung zu stellen, wenn dafür ein County nach ihm benannt würde. Der Mann war wohl tatsächlich sehr geschäftstüchtig. Schon in jungen Jahren häufte er mit Promotion und Verkauf des neuen Trendproduktes Automobil ein Vermögen an. Ja, in diesem Zusammenhang kann schon mal eine neue Straße sehr attraktiv sein ;) Die Sache mit dem nach ihm benannten County war auch easy-going, hatte Collier doch schon eine stattliche Fläche an Land in den Everglades erworben ;) Spoiler: Es wurde Wort gehalten und "Collier County" geschaffen.
Am Tamiami Trail befindet sich heute auch jener eingangs erwähnte Collier Seminole State Park. Und dort gibt es nicht nur eine Büste des Mannes mit dem freundlichen Gesicht (sehr persönliche Anmerkung meiner Wenigkeit ;) ) zu bewundern.

Hier findet sich auch dieses Teil:
"The Walking Dredge" ist jenes Gerät mit dem von 1923 bis 1928 die 77 kompliziertesten Baumeilen von insgesamt 275 des Tamiami Trail geschaffen wurden.
Die Bauleitung bekam der in der Literatur als "brillianter Ingenieur" bezeichnete Graham Copeland. Auch ihm zu Ehrengibt es das eine oder andere Memorial in den Everglades.
Nun, was wurde als Erstes gemacht?
Jetzt muss ich ein bisschen ausholen. Aber ich verspreche, es wird nicht fad!
Zu aller Erst: Ein Erkundungstrupp wurde ausgesendet, mit dem Auftrag den besten Weg durch die Sumpflandschaft der Everglades (übersetzt "River of Grass") zu finden und diese mit Pfählen zu markieren. Der Trupp, bestehend aus 25 Männern und - man/frau höre und staune - 4 Frauen machte sich mit 10 traktorähnlichen Gefährten auf diese abenteuerliche, und wie sich herausstellen sollte, extrem erschöpfende Reise. Ortskundige einheimische Seminolen als Teil der Gruppe waren die Guides. Was als eine 3-Tagestour veranschlagt war, dauerte letztendlich 23 Tage! Essen und Trinkwasser wurden bald knapp, einer der Seminolen machte sich auf den Weg, Wild zu jagen, und kehrte von diesem Jagdausflug nicht zurück. Die Gruppe begann, sich von Wurzeln und sonstigen Pflanzen zu ernähren und wurde schließlich mit einem Flugzeug von Miami aus gesucht, gefunden und mit Lebensmitteln versorgt. Nach 23 Tagen kamen die Leute am erklärten Ziel an, der Weg zum Bau des Tamiami Trails war geebnet.
Die nun startende Errichtung war aber erst recht nicht "von schlechten Eltern"! Die "Walking Dredge", also der gehende Bagger (Michael kann euch erklären, warum das Ding "gehend" genannt wurde :D - fest steht, dass es weder Räder noch Schienen und auch keine Walzen oder Panzerketten hatte), war ein echtes Ungetüm, das nicht nur baggerte (und das gehörig laut), sondern oft auch einen Trupp Arbeiter sowie eine Küche in einem hausähnlichen Aufbau beherbergte.
Eine ausgeklügelte Logistik machte den Bau fast zu einem Routineprojekt. Der Bagger schaufelte das vor ihm liegende Material auf die Seite, wo es zu einer Straße verarbeitet wurde, auf der nach und nach weitere Versorgungsfahrzeuge und Unterkünfte nachrückten. Auf eigens ausgelegten Schienen wanderten diese quasi hinter der Dredge her. Zu jeder Dredge gab es eine Küche, wo Frauen die Arbeiter - nach den Erzählungen von beteiligter Zeitzeugen und deren Nachfahren - mit äußerst nahrhaften und köstlichen Mahlzeiten versorgten. Häufig waren Ehepaare eingesetzt - ER als Arbeiter, SIE als Köchin. Wir können also durchaus sagen, dass es sich um eine gute Baustelleneinrichtung handelte.
Probleme?
Zuhauf!
Einem Großteil dieser Mammutstrecke lag wie erwähnt Kalkgestein zu Grunde. Dieses musste erst gesprengt werden, um von der Dredge ausgeschaufelt werden zu können. Dafür wurde Dynamit mittels Ochsenkarren herangeschafft. Angeblich wurden 3 Millionen Stangen Dynamit verbraucht. Würden diese Stangen nacheinander aufgereiht auf den Boden gelegt, würde das eine Strecke von Florida bis Kalifornien ergeben. Sagt man. Und könnte nachgerechnet werden, wenn wir wüssten, wie lange so eine Stange war :D
Was noch? Obwohl sie Arbeiter mit Hüten gegen die Sonne, langen Shirts gegen die Moskitos und kniehohen Stiefeln ausgestattet waren, waren sie natürlich auch allen anderen "Naturgewalten" inklusive Alligatoren, Schlangen, Panthern, Bären, Echsen, giftigen Pflanzen und, und, und, ausgeliefert. UND: Sie standen den gesamten Tag im Wasser, worauf sich an ihren Füßen "Fäulnis" bildete (fragt mich nicht, was das genau ist, aber es klingt fürchterlich - ihr stimmt mir zu, oder?), die auszuheilen Wochen dauerte.
Auch einen Hurrikan musste der Bau 1926 verkraften, wobei einige Arbeiter ums Leben kamen.
Zwischendurch schien der Bau aus Gründen abnehmender Motivation der Arbeiter zu stocken. Als ihnen Boni ausgezahlt wurden, schritt der Bau wieder flotter voran ;)
In 18 Stunden pro Tag baggerte die Dredge einen Kanal von 8 Metern Breite und bis zu 4 Metern Tiefe. Hinter der Maschine wateten die Arbeiter und hievten Kalksteine von 30 - 40 cm Durchmesser an den Rand des Grabens, der nach und nach mit Wasser geflutet wurde.
Am Ende war eine Straße entlang eines Kanals geschaffen, die ihresgleichen suchen kann!
1928 wurde der Tamiami Trail feierlich eröffnet und die ersten Fahrzeuge befuhren ihn.
ABER: Der Trail war gefährlich und wurde von vielen unterschätzt! Er war lange und kerzengerade. Es passierten viele Unfälle, sei es aus Übermüdung, wegen Raserei, technischer Gebrechen, oder auch durch Kollisionen mit Alligatoren, die sich auf der Straße sonnten.
Barron Collier veranlasste etwas sehr Interessantes. Er ließ 7 "stations" errichten. Ehepaare wurden beauftragt, diese zu betreiben und für das Wohl und die Sicherheit der Reisenden zu sorgen. Frauen waren dabei ganz klassisch dafür zuständig. die Kunden und Kundinnen mit Imbissen und Treibstoff zu versorgen. Die Männer hingegen wurden mit Motorrädern und einer Uniform ausgestattet. Sie patrouillierten sozusagen auf der Strecke, um jene zu unterstützen, die tatsächlich auf der Strecke geblieben waren. Sei es aus Treibstoffmangel, aus technischen Gründen oder eben wegen eines Unfalles. Manche landeten im Wasserkanal, andere rammten die Kalksteine, mit denen die Strecke gesäumt und gekennzeichnet war. Einer der Patrouillie -Männer berichtete, dass er zu einem Unfall eines Kraftfahrzeuges kam, in dem eine Frau mit zwei Kindern gerade dabei war, ein Baby zur Welt zu bringen. Ihr Mann war aus dem Wagen geschleudert und "irgendwie" geköpft worden, so der Zeitzeuge. Dies sei sein schlimmster Fall gewesen. Das verstehen wir voll und ganz, nicht wahr?!
Ich liebe den Tamiami Trail! Ich empfehle allen Florida-Reisenden, in zu befahren!
Da gibt es Unmengen von Alligatoren in den Wassergräben zu bestaunen und eine wahre Menge an Vögeln. Es ist absolut faszinierend und wunderschön!

So, Tamiami-Exkurs beendet! Weiter geht´s mit unserer Reise :)
Wir begaben uns nach dem Besuch des Collier Seminole State Park nach Tampa, wo unsere Reise am Tamiami Trail am offiziellen Beginn dieses berühmten Highway 41 endet. Unterwegs übernachteten wir hier:

Das ist der Parkplatz des wunderschönen Outlet-Centers Miromar, wo wir glaubten, bestimmt nicht alleine zu sein und daher vielleicht nicht ganz so aufzufallen. Was sagt euch das Foto? Ja, exakt, wir waren alleine :D
Aber so was von allein auf weiter Flur. Wir fielen also ziemlich auf :D Aber wisst ihr was? Da kam zwar mehrmals so etwas wie ein Security-Wagen daher, dieser aber hatte offenbar absolut nichts dagegen, dass wir den Parkplatz als Schlafplatz nutzten. Im Gegenteil! Er winkte uns fröhlich zu und bat um Erlaubnis, uns zu fotografieren :)
Tags darauf schliefen wir ganz legal am Campground des E.G. Simmons Park, (benannt nach einer Ärztin (!) zu Beginn von Floridas Besiedlungszeit!) bei Tampa. Dort gefiel es uns so gut, dass wir gleich 7 Tage und Nächte blieben und die Zeit nutzten, um mit unserem Kleinmotorrad, der "Liberty" ;) eine Fahrt nach Tampa-Stadt zu machen. Inklusive Besichtigung der Sunshine Sky Bridge ...

... und dem großartigen. sehr sehenswerten historischen Stadtteil Ybor City ...
... mit seinen ebenso berühmten Hühnern :)
Unterwegs:
Was ihr hier seht, sind Müllberge im wahrsten Sinn des Wortes! Die Hügel werden, wenn sie eine bestimmte Höhe erreicht haben (ich glaube 130 Fuß), begrünt und eingezäunt. So wird aus dem tablet-flachen Florida eine fröhliche Hügellandschaft :D
Zum Schluss noch schnell Wäsche waschen:
Und ab ging es zu unserer letzten Station in Florida: Cedar Key. Darüber aber mehr im nächsten Blog, der auf jeden Fall kürzer wird - versprochen :)
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