Unterwegs
- metzgabriele
- 6. Nov. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Juli 2024

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen" Exakt so ist es. Bis auf die Tatsache, dass hier nicht einer erzählt sondern eine. Na, fällt der Groschen? Ja genau, die Feministin geht wieder mit mir durch ;) Ich denke, ihr haltet das aus, zumal es ja auch wichtig ist, sich für gleiche Rechte von Männern und Frauen einzusetzen - auch was die Sprache betrifft, weil diese ja bekanntlich die Realität formt. So viel nur zum Nachdenken ...
Jetzt geht´s aber los mit dem Erzählen! Nach 2 wunderschönen Tagen an unserem erklärten Lieblingsort in Tunesien, dem Brunnenhaus im Erg Zmilet (davon habe ich schon in den vorigen Blogs berichtet), machten wir uns auf den Weg nach Douz, dem nördlichen Tor zur Wüste. Dort wollten wir wieder einkaufen gehen, Souvenirs organisieren und am Campingplatz Cinderella übernachten. Wenn alles klappte, sollten wir in wenigen Stunden in Douz ankommen, Einkehren im "Wüstenkaffee" inklusive. Das Wüstenkaffee befindet sich am Beginn einer gut befahrbaren Piste direkt nach Douz. Um dort hin zu gelangen gibt es zwei Möglichkeiten: Mit einem Umweg über schlechte, mühsame Pisten, die um einen schwer befahrbaren Dünenkamm herumführen - oder eben über diesen schwer befahrbaren Dünenkamm.

Unsere Gruppe, inzwischen ganz Profi im Erklimmen von Sanddünen, entschied, die Herausforderung anzunehmen und die Diretissima über den Dünenkamm zu wählen. Ein wichtiges Detail sprach dafür: Tags zuvor kam plötzlich wie aus dem Nichts ein "echt tunesisches" Geländeauto (will heißen, eine ziemlich fertig gefahrene 4x4-Karre) mit zwei Insassen am Brunnenhäuschen an und fuhr sogleich in Richtung Dünenkamm Richtung Wüstenkaffee und Douz weiter. Was diese Karre schafft, schaffen wir doch erst recht - wäre doch gelacht :D
Also machten wir uns auf den Weg, den Spuren der Karre folgend. Das ging drei Kilometer ganz prima. Michael und ich fuhren wie immer voraus, die beiden anderen 12M18 hinter uns her.
Die Dünenhöhen nahmen zu, die Passagen wurden schwieriger bis ein Dünenberg vor uns lag, der eine beachtliche Steigung aufwies. Schwupps, waren wir drüber und schwupps steckte einer der uns folgenden Freunde am Zenit der Düne fest :D Bergen war angesagt. Kein Problem. Mit Schaufeln und Abschleppgurt war die Sache rasch erledigt bis, ja bis wiederum wir gleich daneben einsandeten. Wieder kein Problem, wir sind ja der Zugfahrzeuge drei und das aus gutem Grund. Nämlich um genau solche Situationen problemlos zu meistern. Klingt einfach, ist es eigentlich auch, es nimmt halt nur etwas Zeit in Anspruch, wenn, wie es sich in unserem Fall ab nun abspielte, ständig wieder einer wo stecken bleibt.
In der ärgsten Mittagshitze verwandelten wir 1000 Quadratmeter Sanddünen in ein kleines Schlachtfeld aus Löchern, Gräben und Furchen. Wir nennen derartige Plätze liebevoll "Baustellen". Insgesamt verbrachten wir auf diesen 1000 Quadratmetern Baustelle letztendlich zwei Stunden. Oder waren es mehr? Ich weiß es nicht mehr. In der Hitze des Gefechts verliert sich jedes Zeitgefühl. Wir tranken Unmengen Wasser, Wasserflaschen wurden herumgereicht, alle trugen Schweißperlen auf der Stirn. Schließlich zeigte das Thermometer 40 Grad Celsius an!

Aber wir waren ein prima Team! Alle wussten anzupacken, alle waren nach jeder Fahrzeugbergung zuversichtlich, dass dies nun die letzte gewesen sei. Hahaha :D Wenn es nicht so anstrengend gewesen wäre, wäre es direkt lustig gewesen :D Aber wir waren eben ein super Team und schafften die Herausforderung "schwierige Dünenpassage" letztendlich mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung: Für eine Strecke von 3,5 Kilometern benötigten wir 4,5 Stunden :D Nach 5 Stunden erreichten wir schließlich das Wüstenkaffee und kehrten selbstverständlich ein!

Ihr fragt euch bestimmt, was es mit den Spuren jenes echt tunesischen Geländeautos auf sich hatte, ob und wie es dieses echt tunesische Geländeauto geschafft hat, den Dünenkamm zu überqueren. Nun, das fragten wir uns auch und sind dem auf den Grund gegangen, indem wir dessen Spuren zu Fuß folgten, um folgendes fest zu stellen: Dieses Fahrzeug hatte mindestens die gleiche zeitliche Verzögerung auf Grund von mindestens 3 ähnlichen "Baustellen" wie der unseren :D Nur waren in deren Fall der Personen nur zwei und weder Schaufel noch Abschleppseil zur Hand. Dieses würde allerdings einem einzelnen Fahrzeug auch nicht wirklich nützen. Da dürften die beiden Herren ganz schön ins Schwitzen gekommen sein. Vielleicht hätten sie aber auch nur auf uns warten müssen :D
Am frühen Vormittag waren wir aufgebrochen, am späteren Nachmittag kamen wir nach insgesamt 6 Stunden "Fahr- und Arbeitszeit" schließlich an: am Tor zur Wüste in Douz

Wir haben für etwa 45 Kilometer quasi einen ganzen Tag benötigt :D
Wir fuhren direkt zum großen Marktplatz, um uns ein kühles Getränk zu gönnen und um einzukaufen.

Melissa und Christopher beglückten indes die Daheimgebliebenen mit der Neuigkeit über ihre Verlobung (ich habe in einem früheren Blogbeitrag berichtet :)
Die beiden sind glücklich, ihre Handys laufen heiß und wir freuen uns mit!
Das Leben ist schön - wenn einer eine Reise tut!
Spoiler: Das nächste Mal begeben wir uns auf Indiana Jones` Spuren in die Tamerza-Schlucht ;)
😍👍