Sahara-Reise: Rückblick & Resümee
- metzgabriele
- 10. Jan. 2024
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juli 2024

Wie war das nochmal? "Wenn einer eine Reise tut ..."
Also wenn einer und eine eine Reise tun, in diesem Fall ;)
Ja, was ist dann?
Dann ist es auch wichtig am Ende dieser Reise in sich zu gehen und zu überlegen:
Was lief gut? Was lief nicht so gut und ist daher optimierungswürdig? Was gilt es aus der Reise zu lernen?
Ich gehe jetzt also in mich, lasse die Reise nochmals Revue passieren und versuche meine Lehren daraus zu ziehen. Und ich lasse euch daran teil haben.
Schließlich seid ihr als meine Bloglesenden neue, lieb gewonnene Freundinnen und Freunde!
Ich verehre und achte euch für euer Interesse an Michaels und meinem Leben
als Reisende!
Nun los: Unsere Reise begann in Graz und endete auch dort - hier die gesamte Route im Überblick:
Beginnen wir bei Tag 1, dem Tag unserer Abreise aus unserer Heimat in Richtung Genua. Es ist mit einem Steyr 12M18 mit 11 Tonnen ein weiter Weg, daher haben wir auch bereits vorab beschlossen, einen nächtlichen Halt kurz vor der letzten bergigen, kurvenreichen Etappe nach Genua, einzulegen. Eine Schlafpause, nach der wir tags darauf bestens ausgeruht, frisch und munter dieses letzte herausfordernde Stück Weges in Angriff nehmen wollten. Und schon an diesem ersten Tag haben wir etwas dazu gelernt: Man und frau mache sich vor Abreise schlau, wo ein so großes Fahrzeug legal, möglichst hindernisfrei (Stichwort: Engstellen), komfortabel (sprich z.B. möglichst lärmarm) (ein-)parken kann.
Wir hatten uns zwar via park4night einen Platz gesucht, dieser war aber bei unserer Ankunft spät abends geschlossen :( Wir suchten und fanden glücklicherweise in der Nähe einen Platz in einem Industriegebiet direkt am Flusse Po, wo wir tatsächlich eine angenehm ruhige Nacht verbringen konnten. Stress verursacht eine misslungene Aufnahme am anvisierten Parkplatz allemal, vor allem spät abends, wenn sich schon ein gewisses Maß an Müdigkeit anbahnt.
Mein Tipp: Lies daher alle Infos zum angebotenen Platz genau bzw. hole noch auf anderem Weg genaue Infos dazu.
Tipp 2 habe ich euch bereits im Blogbeitrag En Route erwähnt::
Schaut euch zum Übersetzen von Italien nach Tunesien die diversen Angebote der verschiedenen Fährgesellschaften genau an. Da gibt es nicht nur preisliche Unterschiede. Wir hatten Grandi Navi Veloci gewählt und wissen heute, dass wir uns das nächste Mal für die Compagnie Tunisienne de Navigation CTN entscheiden werden.

Und noch einmal zur Erinnerung, weil schon mehrmals erwähnt: Kauft in eurem Ziel-Reiseland ein, nutzt die dortige Infrastruktur, geht in örtliche Restaurants und Cafés. Nehmt zu den Menschen Kontakt auf, redet mit ihnen, lernt ihre Kultur, ihr Leben und ihre Wünsche und Träume kennen. Auch für IndividualtouristInnen sollten touristisch erschlossene Plätze, Orte und Regionen nicht ausgelassen werden. Der Besuch diverser Touristenzentren gibt nicht nur die Sicht auf eine etwas andere Lebensweise der Menschen im Land frei, sondern sichert auch deren monetäres (Über-)Leben.
Wenn wir mit ihnen auch noch ins Gespräch gehen, erhalten wir wertvolle Informationen über Land und Leute, ohne die wir als Touristinnen und Touristen ansonsten nicht verfügen.
Ja, Reisen bildet und ist, wie Mark Twain es einst formulierte, "fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit."
Niemals sollten wir Vorurteilen und Stereotypen unhinterfragt verfallen - immer sollten wir prüfen und dann eine eigene Meinung bilden. Dazu braucht es auch zugegebenermaßen Zeit! Reisen mit allen Sinnen braucht Zeit! Ich kann resümieren, dass wir an einigen Orten zu wenig Zeit verbracht haben.
Wir haben bei dieser Reise nicht immer auf unseren Bauch gehört, der uns sagte "Bleib doch noch!" Wir glaubten, vorab geplante Routen und Zeitpläne einhalten zu müssen, vor allem, wenn sie nicht nur für einen selbst erstellt wurden, sondern mit Reisebegleiter:innen abgesprochen waren. Dadurch kam uns gelegentlich das Stete, Ruhige abhanden.
Ich persönlich verlor dadurch an manchen Orten Zeit, das zu tun, was ich so liebe: "Wurzeln schlagen", Menschen kennen lernen, mich ihnen annähern und mit ihnen ins Gespräch kommen. Dies ist ja schließlich auch der Anspruch, den ich selbst an meinen Blog stelle.
Was wir daraus lernen: 1) Reisen wenn irgend möglich nicht zu kurz anberaumen. 2) Die Reiseroute nicht mit einzelnen Zielen vollpflastern, so dass es kaum möglich ist, spontan einen kleinen Zwischenstopp einzulegen.
3) Lieber eine weitere Reise an den selben Ort planen, wenn man/frau mehr sehen bzw. erleben will. Ja, es ist durchaus legitim, "Reise-Wiederholungstäter:in" zu sein! Es ist sogar ratsam, um tiefer in Gepflogenheiten eines Landes einzutauchen. 4) Spontanität zulassen, verweilen, wo wir dieses Herzklopfen spüren, das uns sagen will: Hier möchte ich noch nicht weg.
5) Zwischenstopps, die "aus dem Bauch heraus" eingelegt werden, bedingungslos ohne jegliches schlechtes Gewissen genießen!
Der Weg ist das Ziel!

Apropos Weg: Nicht jeder Track ist einer bzw. gar eine Route!
Wir wissen, es gibt ganz wunderbare Apps, die uns (vermeintliche) Routen anhand abgespeicherter Wegpunkte diverser anderer Reisender versprechen. Klingt für abgeschiedenes unwegsames Gelände seeehr praktisch - ist es aber nicht! "Mancher Track ist ein Dreck" (Zitat Michael). Wer eine Reise in ihm unbekannte Gefilde der Sahara unternimmt, sollte wissen, dass sich hinter den Wegpunkten tatsächlich nur Punkte verstecken, die aber in Summe keineswegs eine fahrbare Route oder gar Piste ergeben.
Wir Metzens wissen das und haben uns trotzdem eines Tages auf das Abenteuer, einem Track zu folgen, eingelassen. Na servus! Hätten wir uns sparen können :D
Man und frau lernen nie aus. In Zukunft werden wir Tracks einer noch strengeren Vorab-Prüfung unterziehen ;)

Auf so einem Track kann es schon mal sehr unwegsam und rumpelig werden. Wie übrigens auch auf so mancher tatsächlichen Route oder Piste. Es gilt zu bedenken, dass alles, was nicht Asphalt oder Beton ist, dem KFZ automatisch eine gute Federung und gute Stoßdämpfer abverlangt. Und in der Sahara gibt es bekanntlich wenig Asphalt und Beton :D
Das bedeutet gleichzeitig, dass dem Innenleben eines Campingmobils, also dem Wohnraum der Reisenden, auch etwas abverlangt wird: Nämlich eine robuste Bauweise - eine sehr robuste Bauweise!
Unser Einbau ist zur Gänze Michael-Metz-Eigenbau. Und ich versichere euch, Michael hat sich da mächtig ins Zeug gelegt, das Mobiliar stoßfest und schüttelsicher zu bauen.
Hier ein paar Bilder aus der Bauzeit:
Und hier ein Ausschnitt des Ergebnisses harter Arbeit:



Und was soll ich sagen - trotz aller Mühe, hat sich die eine und andere Lade auf unserem Weg durch`s Gelände selbständig gemacht, geöffnet und sich ihres Inhalts entledigt. Leider vergaß ich, dieses Desaster bildlich für die Ewigkeit festzuhalten. Vielleicht eh besser so :D Die Schäden hielten sich allerdings absolut in Grenzen - wir aber lernten daraus: Alles immer schön fix (!) verschließbar machen und auch fix verschließen!
Einmal gab unser MEMO w.o. und verkeilte sich mit dem hinteren Unterfahrschutz im Sand. Die Bergung verlief easy (siehe Video weiter unten im Blog). Aber der Unterfahrschutz nahm dabei Schaden: Er wurde leicht verbogen, so dass die Hochstellhydraulik nicht mehr funktionieren konnte. Was lernten wir daraus? Nichts! Es gab nix zu lernen, außer dass das Teil zuhause einer Reparatur unterzogen werden muss :D

Woraus ich aber sehr wohl etwas gelernt habe ist, meine Freude an Blumen und Pflanzen in anderen Ländern und anderen Umgebungen nicht nur fotografisch fest zu halten. Da gibt es noch eine ganz wunderbare Möglichkeit, sie viel eindrucksvoller in Erinnerung zu rufen. Nämlich indem ich sie pflücke, sorgfältig zwischen die Seiten eines Buches platziere und auf diese Art trockne und presse. Ihr kennt diese Prozedur alle ;) Hier das Ergebnis aus "Sahara 2023":

Ich habe zwar keine Ahnung um welche Blumen es sich hierbei handelt, aber sie wuchsen am Übergang von der Stein- in die Sandwüste. Ihre Bescheidenheit an klimatischen Bedingungen beeindruckt mich sehr. Anhand dieses Fotos kann ich mich dank einer annähernden 3D-Optik immer wieder ihrer erfreuen, als würden sie tatsächlich vor mir liegen :) Ja, ich gebe zu: Ich liebe diese kleine feine Blumenvielfalt in der Sahara (und auch an jedem anderen Ort), ich achte sie sehr und versuche, sie daher zu schützen, wo und wie immer es geht! Als Offroad-Fan in das Habitat der Pflanzen eindringend empfinde ich es als meine Pflicht, diesem so wenig wie möglich Schaden zuzufügen! Michael wird meine Aufforderung "Achtung, Pflanze, nicht niederführen!"- wenn auch mit einem leichten Schmunzeln - bestätigen :D
Ich hoffe, ihr vergebt mir daher diesen kleinen Exkurs in die Botanik Tunesiens und den Umgang damit, mit dem ich euch gleichzeitig den Ratschlag erteile:
Achtet die Natur, wo immer ihr euch aufhaltet!

Nun, solltet ihr jetzt Gusto bekommen auf eine Reise nach Nordafrika, respektive Tunesien, weil es nebst Marokko das sicherste der Maghreb-Länder ist, dann könnt ihr das sowohl als Pauschalreise buchen, als auch auf eigene Faust machen.
Die tunesische Bevölkerung, die wie schon mehrmals erwähnt, finanziell und wirtschaftlich nicht gerade gesegnet ist, wird es allemal freuen - egal wie ihr eure Zeit in ihrem Land verbringt.
Als Ratschläge kann ich euch mitgeben:
Reisezeit
Wenn ihr es gern warm, aber nicht zu heiß habt, ist die beste Reisezeit von September bis April. Dezember und Jänner können nachts mitunter mit recht frischen Temperaturen um den Gefrierpunkt aufwarten. Tags klettert das Thermometer nicht höher als auf 20 bis 25 Grad, abhängig von der Anzahl der Sonnenstunden bzw. dem Ausmaß etwaiger Bewölkung. Im März und April gibt es auch Regen und Sandstürme.
Wenngleich der Klimawandel auch in der Sahara angekommen ist, so dass klimatisch betrachtet "nix fix" ist, bieten sich Oktober und November am besten für eine Nordafrika-Reise an, weil das Wetter zu dieser Zeit am stabilsten angenehme Wärme und Sonnenschein bietet. Und es kann auch noch im Meer gebadet werden.
Must-Do`s
Einem "Sandbrot-Backen" beiwohnen Hotels an der Küste Tunesiens bieten Kurztrips an den Rand der Sandwüste, in Campements an, mit Nächtigungen in Berberzelten inklusive Verpflegung und diversen Aktivitäten, wie Kamelreiten und Quad-Ausflüge. Immer wird abends den Gästen das traditionelle Brotbacken vorgeführt. Dabei wird ein Fladen direkt in eine Glut am Sandboden gelegt und auch mit Glut bedeckt. Einmal wird es gewendet, ehe es vom fachkundigen Bäcker in kleine Stücke gerissen und den Gästen angeboten wird. Dies ist ein echtes Event, das ich empfehle, euch auf keinen Fall entgehen zu lassen!
Und das kann ich verraten: Das Brot schmeckt köstlich!

Eine Wüstenwanderung machen
Geleitet von einem örtlichen Guide mit Dromedar, das die Trage-Arbeit übernimmt, ist dies ein unvergessliches Erlebnis! Niemand geht aus einer Sahara-Wanderung ohne so richtig in sich zu gehen hervor. Achtung: Es kann die Lebenseinstellung nachhaltig ändern ;) Wenn ich eine Empfehlung geben darf - der Profi dafür ist Faical Abdelmalek. Er führt in Douz mit seiner Frau Renate den Campingplatz CINDERELLA. Dort startet Faical auch seine Touren. Spoiler: Er bäckt auch das berühmte Sandbrot für euch ;)

(c)Faical Abdelmalek
Fragt uns gerne!
Wenn ihr im eigenen (wohlgemerkt) geländetauglichen Fahrzeug nach Tunesien wollt und im Kontext Ausstattung und Technik Infos oder Ratschläge braucht, fragt uns gerne!
Das Kontaktformular steht euch zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung ;)
Bevor ich mich ans Ende dieses Blogbeitrags begebe, zeige ich euch ein paar kleine Videos von unserer Reise
Videos
Hier noch ein etwas längeres Video, das der Versuch einer Darstellung der gesamten Sahara-Tour 2023 ist:
Last but not least MEMO hat sich für uns als das ideale Campingmobil herausgestellt. Die Technik funktioniert und ist zuverlässig. Der Innenausbau ist sehr wohnlich und sehr praktikabel.
Wir können getrost vorausblicken und die nächsten Reisen angehen.
DANKE, MEMO, dass du anstandslos durchgehalten hast! Wir freuen uns auf die nahenden Reisen mit dir :)

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und jedem Ende ebenso."
Michael und ich haben lernen dürfen, dass wir auf langen Reisen superkompatibel sind :) Sprich - wir können gut miteinander! Es ist wahrlich zauberhaft, wie wir im MEMO sitzen, schweigen und genießen können. Es ist ebenso zauberhaft, wie wir in Teamwork schwierige Wegstrecken, herausfordernde Passagen, tricky Situationen bewältigen. Ich will ehrlich sein: Das gelingt nur auf Grund Michaels unglaublicher Sicherheit im Umgang mit MEMO, dank seiner unfassbaren Fahrkunst, wegen seines großen Mutes und seiner unbändigen Zuversicht. Mit meiner tendenziell ängstlichen Einstellung war ich nicht immer eine große Hilfe. Aber sagen wir es so: immer öfter ;)
Besonders zauberhaft ist, dass wir uns bei Zielen und Routen unfassbar einig sind. Es begibt sich häufig, dass die Eine eine Idee hat, die der Andere quasi im selben Moment ausspricht.
Das macht es uns einfach, miteinander zu reisen. Und es macht unserer Reisen schön. Sehr schön! DANKE, Michael! Ich freue mich auf die nahenden Reisen mit dir!

SPOILER
Wir gehen es an! USA wir kommen! Wir stecken mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Ich werde euch am Laufenden halten :)
Drei mal war ich in Libyen in der Sahara, es waren meine schönsten Reisen, die ich je gemacht habe...In allen Facetten habe ich die Sahara erleben dürfen...es war ein einziger Traum...
Ja so eine Sahara Reise ist was einzigartiges und schönes...Drei mal konnte ich die Sahara in allen Facetten erleben, es waren meine schönsten Urlaube...
Liebe Gabriele!
Danke für deine ausgesprochen tollen Eindrücke und den vielen Zeilen, die du den LeserInnen hier übermittelst!
Es sind auch für mich wunderbare Erinnerungen, die mich an eine wunderschöne Zeit mit Waltraud, Markus, Melissa, Christopher und natürlich mit dir, in Tunesien zurückdenken lassen.
Ich freue mich auf weitere große Reisen mit dir.
Danke liebe Gabriele