Renate
- metzgabriele
- 18. Okt. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Juli 2024

Ich stelle euch heute Renate vor :) Sie ist Inhaberin des Campingplatzes Cinderella in Douz. Als gebürtige Schweizerin lebt sie hier von September bis Juni, den Sommer verbringt sie in der doch etwas kühleren Schweiz.
Sie ist mit Faical Abdelmalek verheiratet, der auch Kamelkarawanen-Märsche in die Sahara anbietet.
"Die Freiheit, die ich mir nehme."
Ich treffe Renate am Ende unseres Sahara-Trips auf ihrem Campingplatz. Wir kennen den Platz bereits, waren vor 5 Jahren hier und haben damals ihren Mann Faical folgendermaßen kennen gelernt: Wir saßen beim Frühstück und er kam mit einer Flasche Wasser, die er uns freudig überreichte. Natürlich wollten wir uns dafür mit einer entsprechenden finanziellen Gegenleistung bedanken, denn Wasser ist hier wertvolles Gut. Er lehnte aber nur lächelnd ab und meinte:
"Der eine Dinar macht mich auch nicht ärmer oder reicher!"
Am nächsten Morgen brachte er uns frisches Brot und Datteln. Wir konnten uns nur aus tiefstem Herzen bedanken - wir wissen um die Bedeutung und den Wert von Brot, Datteln und Wasser am Rand der Sahara. Wir sind tief beeindruckt! Und beschließen wieder zu kommen.
Nun sind wir also hier! Wir fahren mit unserem MEMO zum Einfahrtstor und schon läuft uns Faical entgegen, um uns freudigst zu begrüßen und mitzuteilen, dass wir uns hinstellen dürfen, wo wir wollen - "der Platz gehört euch, macht es euch gemütlich!"
Kaum eingeparkt kommt sie: Renate Sie strahlt von einem Ohr zum anderen und bringt einen Campinggast mit, der sich nicht aufhalten ließ, so neugierig war er auf uns und unsere Fahrzeuge. Eh klar, wo wir auftauchen, schinden wir Eindruck :D Renate begrüßt uns auf herzlichste Art und Weise, umarmt uns alle, fragt nach unserem Befinden, wünscht uns einen schönen Aufenthalt und verschwindet sogleich wieder, "damit ihr mal in Ruhe ankommen könnt."
Am nächsten Tag kommt sie wieder. Es ist, als hätte es zwischen uns gefunkt. Es zieht uns zueinander. Ich möchte fragen, sie möchte erzählen. Es ist wie ein Zauber. Ich brauche nicht viel zu fragen, will es auch gar nicht. Es würde nur ihren Gedanken- und Redefluss stören. Sie ist zauberhaft.
Die Frage, ob sie gern in Tunesien ist, hätte ich mir sparen können. Es ist offensichtlich, dass sie sich hier wohl fühlt. Sie erzählt in Fragen, das finde ich sehr anregend und inspirierend.
"Die Sahara ist eben die Sahara. Wo sonst kannst du so sehr du sein, so sehr Mensch sein? Ich brauche keinen ´Schnick-Schnack`, was brauchen wir denn schon wirklich?
Man muss Loslassen lernen."
Und sie tut es! Sie lässt los. Sie hängt sehr offensichtlich an nichts Materiellem. Renate liebt das einfache Leben, sie liebt einfach das Leben. Und sie liebt die Menschen. Es sei denn sie sind respektlos.
Respekt untereinander und voreinander ist ihr wichtig.
"Ich muss Menschen, die unfreundlich sind, die respektlos sind, nicht in mein Leben lassen und auch nicht auf meinen Campingplatz. Sie tun mir nicht gut, bringen schlechte Stimmung, machen meinen Tag schlecht! Es kommt schon vor, dass ich Leute mal nicht herein lasse. Das ist die Freiheit, die ich mir nehme!"
Und Renate nimmt sich etliche Freiheiten. Sie erklärt, dass sie beispielsweise auch mal gern ins Café geht. Dazu muss man und frau wissen, dass tunesische (ländlich-traditionelle) Kaffeehäuser eigentlich eine reine Domäne von Männern sind. Hier hast du als einheimisch Frau nicht viel verloren. Renate setzt sich gemütlich unter die Herren der Schöpfung, schlürft ihren Kaffee UND - Skandal - zündet sich eine Zigarette an. "Da schauen sie dann, aber sie sagen nichts. Ich bin ja nicht eine ihrer Frauen und auch keine echte Tunesierin."
"Wenn ich als Frau in ein Geschäft gehe, drängen sich alle Männer vor und der Verkäufer nimmt sie auch vor. Wenn ich dann den nächsten, der sich vordrängen will mit dem Finger auf die Schulter klopfe und sage ´c`est moi maintenant`, jetzt bin ich dran, dann lassen sie mich tatsächlich an die Reihe kommen und der Verkäufer bestätigt dies sogar."
"Wo sind die Frauen?"
"Auch der Markt ist Männersache," erklärt Renate. "Da siehst du kaum Frauen, und wenn ja, dann sind sie gut verhüllt."
"Frauen am Land leben ein traditionelles Bild der Frau als Dienerin der Familie. Ich habe meinen Kindern gesagt, sie müssen nichts, was sie nicht wollen! Und sie können sich kleiden, wie sie wollen. Sie tragen damit vielleicht ein bisschen zu einem anderen, freieren Frauenbild bei."

Renate ist ein Freigeist. Sie nimmt sich auch die Freiheit, Einheimische darauf hinzuweisen, Müll nicht einfach auf den Boden fallen zu lassen. Das ist schon mutig als Frau und ich stelle mir die erstaunten Blicke der Menschen vor. Das erheitert mich.
Was mich nicht erheitert, sondern beeindruckt: Renate sammelt Müll ein!
"Wenn ich am Land, in den Dünen bin, stelle ich mich auf die höchste Düne und den Müll, den ich von dort sehe, sammle ich ein und nehme ich mit. Das tut ja nicht weh!"
Und auf noch etwas weist Renate hin: " Es ist wichtig zu wissen: Wenn ich einem Tunesier sage dieses oder jenes in seinem Besitz gefällt mir, oder so etwas brauche ich, dann schenkt er es mir. Auch wenn er noch so wenig besitzt."
Nun, Renate ist anscheinend schon Vollbluttunesierin. Sie schenkt Waltraud, die erzählt vor der Heimfahrt noch tunesisches Geschirr kaufen zu wollen, ein ganzes Service! Resümée: Renate ist zauberhaft, beeindruckend , Mensch!
Zu den aus dem Text herauslesbaren Ratschlägen zum Umgang mit Menschen und Traditionen in Tunesien möchte ich Camping Cinderella als herzliche Empfehlung hinzufügen:
Camping Cinderella ist ein gar nicht mehr so geheimer Geheimtipp für Tunesienreisende ;) Der Platz ist super gut am Tor zur Wüste gelegen. Er ist sehr gepflegt (klar - Schweizer Einfluss) und sehr ordentlich. Auf Bestellung kann hier auch gespeist werden. Aber bitte: Bestellungen unbedingt auch einhalten! "Wir wurden schon auf Menüs für ganze Gruppen sitzen gelassen" - Zitat Renate. Das muss nicht sein! Das Wichtigste aber am Camping Cinderella ist, dass Renate und Faical einfach ganz wunderbare Menschen sind ! Hier geht´s zur Facebookseite:
Hier an dieser Stelle:
Liebe Renate: Herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft, schön, dass wir dich kennen lernen durften! Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten! Liebe Grüße auch an Faical, bis bald, Michael 😍