Himmelhoch jauchzend - und dann der Blues?
- metzgabriele
- 10. März
- 4 Min. Lesezeit

Ich möchte ehrlich sein. So eine Reise kann Vieles, insbesondere zu lernen, ...
... sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen, deren "Andersartigkeit" zu lesen, zu verstehen zu versuchen und zu respektieren. Vorurteile überdenken und revidieren. Klischees über Bord werfen. Mit noch fremden Menschen genussvoll ins Gespräch kommen, fröhlichen Austausch freudig genießen, Freundschaften schließen.

Und dann: Unglaubliche Freude empfinden, wenn dir am Morgen die Sonne ins Gesicht lacht, wenn du einen Landstrich zum Weinen schön findest, wenn du deinen Blick von einer besonderen Wolkenformation kaum abwenden kannst, wenn du im Gehen innehältst, weil dich der Gesang einen nicht sichtbaren Vogels so sehr berührt. Wenn der Wind durch Gräser streicht und diese sanft wie zur Musik von Vivaldis Vier Jahreszeiten hin- und herwiegen. Wenn stürmischer Wind die Bäume und Palmen schüttelt und deren Blätter und Wedel wild rauschen.

Und dann: die großen und kleinen Blütenschönheiten einer Region. Über das Wunder ihrer Vielfalt und Pracht staunen. Sich in die ganz kleinen unter ihnen verlieben, deren Blüten ganz unscheinbar am Wegesrand stehen, als wollten sie sagen: "Schau mich an, ich bin so schön." Und manchmal steht eine ganz allein auf weiter Flur, als würde sie darauf warten, entdeckt zu werden, und wird tatsächlich von kaum jemandem wahrgenommen. Ich liebe die Kleinen ganz besonders. Die unglaubliche Schönheit ihrer winzigen Blüten ist erst bei genauem Hinsehen erkennbar. Diese kleinen Kämpferinnen!
Sie bringen mich am meisten zum Innehalten und Verweilen und Lächeln :) "Verweile doch, du bist so schön!" Literatur in Reinkultur ;)
Michael kann euch auf jeden Fall ein Lied davon singen: "Meine Liebste blieb stehen
hat was Schönes gesehen
will nicht weitergehen.
Ja, so ist meine Frau. Ganz genau. Tralali, tralala, jucheissasa ..."
:D
Aber dann! Ich liege abends im Bett und mache mir Sorgen. Geht es zu Hause wohl allen gut? Wenn nicht, sie würden es mir nicht einmal sagen, weil sei uns unsere Reise nicht vermiesen wollen. Ich bitte dann das Universum, auf sie aufzupassen. Wie Schäfchenzählen ist das, bis ich endlich einschlafe. Einmal habe ich geträumt, dass die Tochter nach Alaska auswandern will. Ich hab im Traum bitterlich geweint. Mir ist Alaska entschieden zu weit weg und zu kalt :D Am Morgen scheint wieder die Sonne und die Sorgen schrumpfen. Einmal alle durch-whatsAppen, das eine oder andere Videotelefonat, und die Welt dreht sich wieder weiter :)
Es lebe die moderne Technologie!
Und zwischendurch: Liebes Universum, pass auch auf uns auf. Gesundheit also für die zwei reisenden Erz(b)engel Michael und Gabriele ;)
Und dass MEMO hält! Schnell die Finger gekreuzt, auf (den) Holz(-Kopf) geklopft, ein optimistisches Lächeln aufgesetzt, und die Welt dreht sich wieder weiter.
Zurück zur modernen Technologie: Segen und Fluch liegen ja oft so nah beieinander. Fast wie "himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt", wie es in der Psychologie oft heißt.
Zum Glück bin ich nicht manisch depressiv und das "zu Tode betrübt" kann mich mal. Ungefähr so wie der frühe Vogel. Ja, der mit dem Wurm. Ich mag eh keine Würmer :D
Der Segen der neuen Medien, also darunter bedeutend sind für uns auf Reisen Social Media und Online-Zeitschriften, ist, dass du immer informiert bist. Und das ist zugleich der Fluch! Ich dachte, es wäre gut, mal eine Zeit lang mit weniger Informationen - vor allem über politische Ereignisse - auszukommen. Nachrichtendiät sozusagen. Ich schau also nicht täglich in Den Standard Online und Co. ABER: Es ist ja wirklich zu blöd! Hätte die Weltpolitik nicht einfach wie gewohnt dahinplätschern können? (Jaja, ich weiß, dahinplätschern ist allezeit untertrieben!) NEIN, sie muss sich gebärden wie ein Wirbelsturm in Endlosschleife. Und darüber muss man und frau schon informiert sein! Es geht uns schließlich alle an, was da so abgeht.
Ein bisserl bipolar scheine ich doch zu sein :D Auf der einen Seite bin ich von Natur aus optimistisch. Meiner lieben Schulfreundin zu Gymnasialzeiten, Alice, dauerte jedes einzelne Schuljahr schon zu seinem Beginn viel zu lange. Umso mehr erfreute sie mein alljährlicher Sager: "Geh, jetzt ist eh schon bald Weihnachten, und dann kommen schon die Semesterferien. Und dann sind die paar Wochen bis Ostern, und im Juni ist das Schuljahr praktisch eh schon aus." Ich hoffe, du liest den Blog und erinnerst dich, liebe Alice :D
Auf der anderen Seite habe ich noch im Ohr, was ich letzte Woche zu Michael sagte:" Bitte hören wir auf, über die politische Situation zu reden! Ich muss aufpassen, nicht depressiv zu werden." und wisst ihr was? Ich hab diesen Schmarren voll ernst gemeint! Weswegen Michael dem als Reaktion auch nur ein unverständiges zweifelndes Lächeln abgewinnen konnte. Sozusagen "ohne Worte".
ABER ich kann euch jetzt beruhigen! Ich bin nicht depressiv geworden. Und ich hab auch keinen Tinnitus bekommen, der mich in mentalen Stresssituationen manchmal heimsucht. Ich habe überhaupt keinerlei Schaden erlitten, obwohl Michael und ich uns immer noch angeregt über Politik unterhalten :D
Ich bin wieder voll des Optimismus :) Meine Mutter sagte immer:
"Es wird nix so heiß gegessen, wie es gekocht wird."
Daran glaube ich und daran halte ich fest.
Ich bin froh, unterwegs sein zu dürfen, etwas von der Welt zu sehen, die positiven Seiten des Reisens zu inhalieren und daraus Kraft zu schöpfen. Danke für dieses Privileg!

So, und jetzt fällt mir etwas auf! Dieser Beitrag der tatsächlich etwas anderen Art stellt sich als meine ganz private persönliche Therapiestunde heraus. Ihr durftet Zeugen und Zeuginnen davon werden, wie es einer besser geht, wenn sie sich die Dinge von der Seele schreibt :)
Ich denke mir, es schadet ja nicht, euch auch die leicht grauen Seiten unserer - respektive meiner - Reise kennenlernen zu lassen. Ich glaube nämlich, dass das ein Phänomen ist, das alle Langzeitreisenden kennen. Und das macht einen Blog zu einem ehrlichen :)
Ja, es geht mir jetzt sehr gut und ich freue mich, euch sehr bald mit einem "normalen" Blogbeitrag zu beglücken!
HAPPY TO MAKE YOU SMILE :)
Eure Gabriele

Spoiler:
Das nächste Mal geht`s weiter in unserer Reise
und wir werden in die frühen Straßenbaukünste Floridas eintauchen ;)
So soll ein Blog sein! Wunderbar, meine Lieben!
Heute gehen wir nur mehr shoppen, über Trum.. reden wir erst morgen wieder! 🤦♂️